Versteckte Gifte – die heimliche Gefahr für Pferde

Kein Pferdebesitzer möchte seinem Tier etwas geben, was schädlich oder giftig für das Pferd sein könnte. Aber allzu oft wird aus Unwissenheit etwas verabreicht, was die Gesundheit des Tieres nachhaltig beeinträchtigen oder schlimmstenfalls auch dessen Tod bedeuten kann.

Es ist an uns als Therapeuten, uns die genauen Lebensumstände eines Patienten anzuschauen und zu beurteilen, ob es da Faktoren gibt, die geändert werden müssen. Es soll hier nicht um die Nutzung und die eigentliche Haltung gehen, sondern vielmehr welchen Stoffen werden die Pferde während und durch die Fütterung ausgesetzt.

Das Grundfuttermittel für Pferde ist Heu – soweit ist das bekannt, Stroh kann als weniger gehaltvolle Ergänzung dazu gegeben werden und unterliegt
den gleichen Qualitätskriterien. Es handelt sich um Raufutter, das in ausreichender Menge verfüttert werden muss, um den Verdauungsapparat funktionsfähig zu halten. Es dürfen keine langen Fresspausen (z.B. über Nacht) entstehen, weil der Verdauungstrakt beim Pferd rund um die Uhr auf Verdauung eingestellt ist und sich selbst beispielsweise in Form von Magengeschwüren schädigt, wenn das Raufutter zu knapp bemessen ist. Aber wie sieht es denn mit der Qualität des Raufutters aus?! Dass es nicht verschimmelt sein darf ist hinlänglich bekannt, allerdings wissen viele nicht, woran Schimmelpilzbefall erkannt werden kann, wenn man noch keine Beläge auf den Halmen sieht. Jeder kann ganz banal seine Nase zu Rate ziehen, weil pilzbefallenes Heu nicht mehr nach Heu duftet, auch nicht neutral sondern muffig riecht – beim Aufschütteln kommt ganz feiner „Staub“ zutage, der nicht gleich wieder auf den Boden sinkt, sondern erst einmal in der Luft bleibt. Zudem sollte Heu natürlich die normale grünliche Heufarbe haben – alles was ins farblose, später bräunliche geht, ist „verregnetes“, nicht gut eingebrachtes Heu, das abgesehen davon, dass Nährstoffe ausgewaschen sind, meist keine gute Qualität hat. Warum ist Schimmelpilzbefall im Heu so schädlich? Weil die Pilze Giftstoffe wie z.B. Aflatoxine bilden, die der Körper mühsam entgiften muss. Da kann das Maß schnell voll werden und die Leber überfordert sein, was letztlich zu einer Leberinsuffizienz führt.

Recht kritisch zu beurteilen ist die Tatsache, dass manchmal Giftpflanzen im Heu enthalten sind. Glücklicherweise wachsen die meisten giftigen Pflanzen außerhalb der Wiesen, aber das Problem von Jakobskreuzkraut und Herbstzeitlose besteht permanent. Normalerweise erkennt der Landwirt beim Mähen die giftigen Pflanzen und kann entsprechende Maßnahmen ergreifen, ist dies nicht der Fall, werden sie mitgetrocknet und finden sich im Futter wieder.

Anbei ein Bild, wie getrocknete Herbstzeitlose im Heu aussieht – also nicht meinen, da ist etwas Laub ins Heu geraten, sondern nachschauen, was das für braune Blätter sind. Schon kleine Mengen können für ein Pferd lebensgefährlich werden, über mehrere Tage verfüttert reichert sich das Gift im Körper an. Die getrocknete Pflanze schmeckt neutral und wird mitgefressen – oft wird das Vorhandensein von giftigen Pflanzen einfach ignoriert, solange die Pferde keine Krankheitssymptome zeigen, die sehr vielfältig sein können. Wichtig ist auch, dass mit weggeworfenem Heu oder mit dem Pferdemist keine Samen der Giftpflanzen wieder auf die Wiesen ausgebracht werden.

Auch Gras kann durch zu starken Besatz und zu starke Beanspruchung kritisch werden, indem die Gräser selbst Phytotoxine zu ihrem eigenen Schutz bilden. Ebenso fressen Pferde durch Grasmangel auf der Weide auch Pflanzen und Büsche, die ihnen nicht zuträglich sind. Völlig unbeachtet wachsen oft am Koppelrand oder gar auf den Koppeln Bäume, die wie der Ahornbaum giftige Samen und Keimlinge entwickeln, ganz abgesehen von schwer giftigen Pflanzen, die aber weitgehend bekannt sind, wie zum Beispiel Eibe und Adlerfarn.

Es darf natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden, dass Äcker und Felder in unserem Lebensraum für gewöhnlich mit Spritzmitteln behandelt werden, die der Wind auch einmal auf die Pferdeweide und -wiesen verweht und die Pferde diesen Giftstoffen ausgesetzt sind.

Dazu kommen dann diverse Fliegenmittel, welche die Stechfliegen vom Pferd abhalten sollen – da sind viele Mittel dabei, die ganz und gar nicht so unbedenklich sind, wie es immer beschrieben wird. Es handelt sich auch bei Pflanzenextrakten wie beispielsweise Chrysanthemenextrakt um Pyrethrum, ein Nervengift.

Ein übriges tun dann noch Medikamente und die notwendigen Wurmkuren, die ja nicht nur die Würmer umbringen, sondern deren Giftstoffe wieder aus dem Körper befördert werden müssen, und die Impfungen, bei denen der Körper sich nicht nur mit einem Keim auseinandersetzen muss, sondern deren Konservierungsmittel oft giftig wirken. Die Liste können wir noch lange fortsetzen – meist ist die Ursache für gesundheitliche Probleme oder Leistungsschwäche nicht ganz offensichtlich, so dass man wirklich genau hinschauen und nachfragen muss, um eventuelle Giftquellen zu entdecken – man ist erstaunt, was man alles finden kann!

Die Symptome bei Vergiftungen sind sehr vielfältig – neben den direkt auf den Verdauungstrakt schädlich wirkenden Stoffen, gibt es welche, die eher das Nervensystem schädigen, andere, die Herz-/Kreislauf und die Atmung beeinträchtigen und Gifte, die über die Entgiftungsorgane wie Leber, Nieren und Darm verarbeitet und ausgeschieden werden müssen, was zu einer Überlastung oder Schädigung führen kann.

Eine Blutanalyse mit einem Screening bringt oft Aufschluss, welche Organe beeinträchtigt oder geschädigt sind und muss uns dazu veranlassen, nach den Ursachen zu suchen, um diese abzustellen.

Anita Ruckriegel,
Tierheilpraktikerin

Verbandszeitschrift des Internationalen Tierheilpraktikerverbandes e.V.
als Beilage in der Zeitschrift „tierhomöopathie“ | Ausgabe II/2018

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