Naturheilkunde rund ums Pferd
Alternative Heilweisen im Überblick
Alternative Heilweisen für Pferde werden immer beliebter – doch was versteht man unter Begriffen wie Homöopathie, Akupunktur, Bachblüten- und Bioresonanztherapie? Welche Behandlungsform eigent sich für welches Krankheitsbild? Wie findet man als Pferdebesitzer einen kompetenten Ansprechpartner für die jeweilige Methode? Um Fragen im Zusammenhang mit diesem Thema zu klären, werden in der Folge einzelne Therapiemethoden näher vorgestellt. Hier nun ein Überblick über die häufigsten beim Pferd angewandten Alternativmethoden:
Relativ einfach nachzuvollziehen ist der Einsatz von pflanzlichen Mitteln in der sogenannten Phytotherapie. Es werden Pflanzenauszüge als Tinkturen sowohl innerlich als auch äußerlich verwendet und ätherische Pflanzenöle eingesetzt. Pflanzenteile werden fürTees oder Umschläge hergenommen. Die Pflanzenmittel wirken regulierend auf den Organismus, indem sie Organfunktionen anregen oder überschießende Aktivität dämpfen. Es handelt sich um eine sehr direkte, materielle Wirkung, bei der es auf die einzelnen Inhaltsstoffe der jeweiligen Pflanzen ankommt. Wichtig ist ein umfassendes Wissen auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde, weil sehr viele Heilpflanzen auch giftig sind, wenn die jeweilige Dosierung überschritten oder die Zubereitungs- und Anwendungsvorschriften nicht eingehalten werden.
Einen umfassenderen Ansatz als die reine Phytotherapie bietet die Spagyrik, die ebenfalls mit Heilpflanzen als Ausgansstoff arbeitet. Dabei werden jeweils von einer Pflanzensorte die Essenz, das ätherische Öl und die wieder in Lösung gebrachten Kristallstrukturen, die durch Calzination (Veraschung, Verbrennung) gewonnen werden, zusammengemischt zu einem Medikament. Eine solche Zubereitung beinhaltet alle Stoffe, die eine Pflanze bieten kann.
Im Zusammenhang mit der Spagyrik wird gerne die sogenannte Kristallisationsanalyse als alternative Untersuchungsmethode eingesetzt. Hierbei werden die verwendeten Körpermaterialien, vorwiegend Blut oder Urin, trocken calziniert und die im Rahmen dieses Laborverfahrens entstehenden Kristalle unter dem Mikroskop von Experten beurteilt. Anhand von Veränderungen in der Kristallstruktur können detaillierte Rückschlüsse auf Veränderungen an einzelnen Organsystemen gezogen werden. Dadurch ist es möglich, Störungen oft schon im Ansatz zu finden, die sich erst viel später als körperliche Krankheit zeigen würden. Ebenso können im akuten krankheitsfall das Zusammenspiel der einzelnen Körpersysteme besser beurteilt und wichtige therapeutische Schritte zur Behandlung der gefundenen Fehlfunktionen eingeleitet werden.
Pflanzen sind auch Ausgangsstsoffe in der Homöopathie. Es werden aber ebenfalls Grundstoffe mineralischen und tierischen Ursprungs verwendet. Oftmals sind die Urtinkturen und ursprünglichen Verreibungen mehr oder weniger giftig und würden bei Einnahme und entsprechender Dosierung Krankheitssymptome verursachen. Die jeweiligen Auswirkungen sind als sehr differenziertes Arzneimittelbild bekannt. Die Homöopathie arbeitet und wirkt nach dem Ähnlichkeitsprinzip – man geht davon aus, dass ein kranker, dessen Beschwerden und Symptome einem Arzneimittelbild mögichst genau entsprechen, mit dem betreffenden Mittel in verdünnter (potenzierten) Form behandelt werden kann. Es ist oft nicht einfach, für ein Tier das passende Mittel zu finden, das in seiner Gesamtheit zu den Symptomen des Patienten passt. Wenn dies jedoch gelingt, sind durchschlagende Verbesserungen und verblüffende Ergebnisse zu erwarten.
Der Vorgang des Potenzierens wird nach ganz bestimmten Vorschriften vorgenommen. Dabei handelt es sich nicht um eine einfache Verdünnung der Urtinktur. Durch bestimmte Techniken wird die Scheingung und Information, die der ursprüngliche Stoff enthält, auf die gesamte Verdünnung übertrage. Dieser Vorgang wiederholt sich bei jedem Potenzierungsschritt. Man kennt D-Potenzen, C-Potenzen und LM-Potenzen mit jeweils unterschiedlichen Verdünnungsfaktoren. In der Regel werden homöopathische Mittel erst ab Potenzierungen eingesetzt, von denen keine materielle Wirkung mehr ausgeht, d.h. vom Ausgangsstoff nichts oder fast nichts mehr vorhanden ist, was wirken könnte. Dabei handelt es sich um eine rein feinstoffliche Behandlung, bei der dem Organismus gezielte Informationen gegeben werden, wie er mit seinen Störungen fertig werden kann, d.h. es wird ihm geholfen, richtig zu reagieren, überschießende Reaktionen zu vermindern, Ausscheidungsmechanismen in Gang zu setzen, Regeneration und damit Heilung einzuleiten. Die bei einer Homöopathischen Behandlung angeregten Heilreaktionen können von einem erfahrenen Homöopathen richtig eingeschätzt werden.
Auf der Grundlage der Homöopathie hat sich auch die Nosodentherapie entwickelt. Sie verwendet als Ausgangsstoffe u. a. Mikroorganismen, Stoffwechselprodukte, Blut und allergieauslösende Stoffe, die dann zum Arzneimittel potenziert werden. Bei der Verabreichung einer Nosode kommen ganz spezifische Informationen zum Tragen, die der Patient benötigt.
Eine weitere Art, Pflanzen zu verwenden, findet man in der Bachblütentherapie, die nach ihrem Urheber, dem Engländer Dr. Edward Bach, benannt ist. Die 38 verschiedenen Blütenessenzen werden auf sehr subtile Art, nämlich durch Sonneneinstrahlung auf Quellwasser, auf dem die jeweilige Blütensorte liegt, gewonnen. Genauso fein ist auch die Wirkungsweise. Der Grundgedanke Dr. Bach’s war, daß körperliche Krankheiten ihre Ursache in einem psychischen Ungleichgewicht haben und daß durch einen Ausgleich dieser Disharmonie der Körper wieder heilen kann. So hat er für alle außerodentlichen Gemütszustände Blüten gefunden, die helfen, die Psyche wieder zu harmonisieren. Durch den Einsatz von Bachblüten werden übersteigerte Charakterzüge ausgeglichen und Probleme, wie z. B. Überängstlichkeit, Nervosität, Dmonanzverhalten, Lernschwierigkeiten und Verhaltensstörungen, wieder in normale Bahnen gelenkt. Aus fünf dieser Einzelessenzen werden die „Rescue“-Tropfen, auch Notfalltropfen genannt, hergestellt, die in allen Extremsituationen angewendet werden können.
Direkt auf das Energiesystem des Körpers kann mit Hilfe der Akupunktur, Akupressur oder Akupunktmassage eingewirkt werden. Die Akupunkturpunkte liegen auf Meridianen (Energiebahen), die den Körper durchziehen. Diese Punkte können mit verschiedenen Methoden gereizt und dadurch stimuliert oder beruhigt werden. Ziel ist die Auflösung von Blockaden und die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Energieflusses als Grundlage zur Gesundung.
Bei der Bioresonanztherapie werden die Schwingungen des Körpers über einen automatischen Bandpass-Analog-Scanner gemessen, in therapeutisch wirkende Schwingungen gewandelt und als elektromagnetische Information mittels Kabel wieder auf den Patienten zurückgelitet. Hauptziel der Bioresonanztherapie ist die Aktivierung der körpereigenen Regulationskräfte und die Befreiung von störenden pathologischen Einflüssen. Auch in der Allergiebehandlung spielt die Bioresonanztherapie eine große Rolle. Die Schwingung von Allergenen wird gemessen, invertiert (ins Gegenteil verkehrt) und als positive Schwingung auf den Patienten gegeben. Dadurch können Allergien „gelöscht“ werden.
Ein weites Betätigungsfeld bietet die Kinesiologie, die sich in zwei Hauptrichtungen teilt. Beim „Touch for Health“ wird der energetische Zustand des Patienten durch sanfte Behandlung der Energiebahnen des Körpers ausbalanciert. Das „Three in one concept“ beschäftigt sich mit der Psyche des Patienten zur Stressablösung und Bewältigung von Problemen. Mit seiner Hilfe kann psychischen udn daraus folgenden körperlichen Störungen auf den Grund gegangen werden. Die Ursache von Problemen lässt sich finden und die damit verbundenen negativen Emotionen auflösen. Dadurch werden alle aus dieser Situation resultierenden negativen Folgezustände positiv beeinflusst. Die Kinesiologie arbeitet mit dem „Muskeltest“, zu dem sich bei der Arbeitmit Pferden eine Person alsneutraler Mittler (Surrogat) zur Verfügung stellt. Zur Disposition stehen Fragen, die mit „ja“ (starker Testmuskel) oder mit „nein“ (schwacher Testmuskel) beantwortet werden können. Der Kinesiologe muss gut geschult sein, sich mit Pferden auskennen, sich in sie einfühlen können und verantwortlich undmit großer Achtsamkeit mit der ihm anvertrauten Pferdepersönlichkeit umgehen.
Eine rein energeteische Behandlungsformt stellt das Reiki dar. Der im Reiki ausgebildete Behandler ist in der Lage, fehlende (Lebens)-Energie über seine Hände in den Patienten zu leiten. Er selbst dient dabei nur als Kanal und lässt die uns überall umgebende universelle Lebensenergie lediglich durch sich hindurch fließen. Damit kann jeglicher krankhafter Zustand positiv beeinflusst werden.
Nun wurden einige Methoden beleuchtet, die den Einstieg in die alternativen Behandlungsweisen erleichtern können. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer, wichtiger Möglichkeiten, wie z. B. die Physiotherapie, Magnetfeldtherapie oder Osteopathie, die im folgenden Beitrag behandelt werden.
Grundsätzlich gilt in der Naturheilkunde, daß der Organismus als Einheit gesehen wird. Nicht die Symptome einer Krankheit, sondern die Ursachen der Störung sollen beseitigt werden. Dazu muß auch der seelische Zustand des Pferdes mit berücksichtigt weden.
Je länger ein Krankheitsbild bereits besteht, um so länger dauert in der Regel auch die Heilung. Oft ist es besser, sich als Pferdebesitzer bei kleinen Unstimmigkeiten Rat zu holen und somit schwerwiegendere Folgeerscheinungen zu verhindern. Es ist sinnvoll, wesentlich mehr Wert auf vorsorgliche Untersuchungen zu legen, weil damit ernsthafte Störungen und langwierige Behandlungen vermieden werden können. Auch bei scheinbar hoffnungslosen Krankheitsbildern sollte an die Naturheilkunde gedacht werden. Sehr oft erzielt die Alternativmedizin auch bei schon „abgeschriebenen“ Tieren Therapieerfolge, die dem Pferd noch ein lebenswertes Leben ermöglichen.
Welche Methoden am besten für den jeweiligen Fall geeignet sind, entscheidet ein kompetenter Behandler, der oft auf Empfehlung von anderen Pferdebesitzern gefunden werden kann. Ansonsten ist es sinnvoll, sich vor Behandlungsbeginn selbst ein Bild von deer Integrität und Persönlichkeit eines Therapeuten oder einer Therapeutin zu machen. Ein guter Behandler zeichnet sich nicht nur durch sein Fachwissen aus, sondern auch in dem er die Grenzen seiner Kompetenz kennt, keine konkreten Ergebnisse verspricht (jeder Organismus reagiert individuell) und er sich mit Hingabe unter Einsatz seines ganzen Wissens und Könnens um seine Patienten kümmert. Ein guter Therapeut oder eine gute Therapeutin haben neben sehr viel Fach- und Sachkenntnis auch die Fähigkeit, mit dem Wesenskern des Pferdes Kontakt aufzunehmen und dadurch das gesamte Lebens- und Leidensbild des Tieres zu erfassen. Um von den Pferden als Ansprechpartner anerkannt zu werden, bedarf es innerer Reife und Klarheit der Gedanken und der Persönlichkeit.
Unter solchen Voraussetzungen stehen ungeahnte Möglichkeiten zur Verfügung, die auch genutzt werden sollten.
Anita Ruckriegel, Tierheilpraktikerin
erschienen in der Zeitschrift „Bayerns Pferde Zucht + Sport“ (09/2001)